Neues Gleichstromfahrwerk für eine Märklin Wechselstrom V 3201
Umbau eines Wechselstrommodells in eine Gleichstromausführung mit Neusilberradsätzen RP25 Code 88 (Radbreite 2,2 mm)
Da die heute übliche elektrische oder hydraulische Leistungsübertragung 1924 noch nicht entwickelt war, erteilte die Deutschen Reichsbahn den Auftrag zum Bau einer Diesellokomotive mit pneumatischer Kraftübertragung.
Dieser ungewöhnliche Lokomotivtyp, der hauptsächlich für den Personenzugdienst auf Haupt- und Nebenbahnen gedacht war, wurde 1995 von der Firma Märklin in einem Insidermodell als V 3201 umgesetzt.
Obwohl mich das inzwischen über 20 Jahre alte Modell trotz einer guten Gehäusedetaillierung aber wegen eines groben und wenig detaillierten Fahrwerk noch nie überzeugen konnte, reifte bei mir vor einigen Wochen die Idee, evtl. das Märklin-Fahrwerk gegen ein modifiziertes Fleischmann Fahrwerk eine BR 78 zu tauschen. Schließlich hatte man auch bei Märklin damals für das Fahrwerk ein modifiziertes Fahrwerk einer BR 78 verwendet.
Ausschlaggebend für diese Idee war der sehr günstige Kauf eines Wechselstrommodelss in der "Bucht".
Da ich bereits über eine Fleischmann-Lok der Baureihe 78 verfügte, wurden sofort nach dem Kauf der Lok die wichtigsten Abmessungen (Raddurchmesser, Achsstände, LüP, etc.) verglichen.
Bis auf den Durchmesser der Vor- und Nachlaufräder, die bei der BR 78 statt der erforderlichen 850 mm großen Räder einen Durchmesser von 1000 mm haben, waren die Achsabstände beider Modellloks nahezu identisch.
Eine originalgetreue Umsetzung der Kuppel- und Treibradabstände konnte durch die Verwendung und den Umbau des BR 78 Fahrwerks leider nicht erreicht werden, da es 2,9 mm kürzere Achsabstände aufweist.
Trotzdem stand der Entschluss fest.
Jetzt musste nur noch eine weitere Fleischmann BR 78 in der Bucht günstig erstanden werden.
Meine längere Wartezeit wurde schließlich mit einem günstigen Kauf belohnt.
Um das Märklin Gussgehäuse auf der Lok zu befestigen mussten einige Bereiche des Rahmens abgefräst werden.
Diese Fräsarbeiten sollte Holger Gräler übernehmen, der auch mit der Anfertigung neuer Neusilberradsätze RP25 Code 88 (Radbreite 2,2 mm) beauftragt wurde. Außerdem sollte er bei dieser Gelegenheit auch gleich der Fleischmann Rundmotor durch Einbau eines Faulhaberantriebs ersetzen.
Nach den nebenstehenden Bemaßungen wurde das Fahrwerk in gewohnt bester Qualität von Holger bearbeitet.
Die hellen Bereiche wurden von ihm abgefräst.
Das erste Problem was beseitigt werden musste, betraf die Vor- und Nachlaufdrehgestelle, deren Bremsbackenabstände bei Verwendung der Fleischmann Bremskulisse und kleineren Rädern zur kurz sind.
Bei meiner Suche nach vorbildgerechten Drehgestellen fiel mein Blick auf eine Liliput Br 62 die bei gleichem Achsabstand 850 mm Räder besitzt.
Ich bestellte also beim Liliputservice zwei komplette Drehgestelle als Ersatzteil. Dabei kam mir das Glück zu Hilfe, denn es waren die letzten vorrätigen Exemplare, die ich obendrein noch gratis erhielt.
Vielen Dank nochmals an den freundlichen Servicemitarbeiter.
Die Verwendung des kompletten Liliput-Drehgestells scheiterte jedoch an den zu hohen Achsblenden.
Zum Glück konnte das Liliput Bremsgestänge ohne Nacharbeiten verwendet werden.
Dafür musste das Fleischmann Bremsgestänge an den gekennzeichneten Stellen abgetrennt werden.
Anschließend wurde der Drehgestellrahmen von unten entsprechend der Abbildung rechts tiefer gefeilt, um an der Stelle das Liliput Bremsgestänge aufzunehmen.
Wie sich dann später noch zeigen sollte, mussten auch noch die am Drehgestell angespritzten Schienenräumer weichen.
So sieht das fertige Drehgestell nach dem Umbau aus.
Die Bremsbacken liegen schön dicht, an den vorbildgerechten kleinen Vorlaufrädern ohne diese zu berühren.
Jetzt stellte sich die Frage, wie befestige ich die alten Kunststoff-Auflageflächen an die die Pufferbohlen angespritzt sind, am Fleischmann Fahrwerk.
Zunächst wurden die beiden Auflageflächen vom Märklin-Gehäuse abgeschraubt und die Beleuchtung entfernt, um später auf der plan geschliffenen Oberseite später eine
1 mm dicke Messingplatte festzukleben.
Die Messingplatten, mit den Abmessungen 31x 18,4 mm für den vorderen Bereich und 31 x 24,5 mm für den hinteren Bereich wurden an den hell gekennzeichneten Rahmenunterteilen des Fahrwerks mit Stabilit-Express festgeklebt.
Um eine bessere Verklebung zu erzielen, wurde die Farbe in den Klebebereichen zuvor vorsichtig abgeschliffen.
Zur Überprüfung der Passgenauigkeit des Gehäuses wurden die Kunststoff-Auflageflächen anschließend provisorisch mit doppelseitigem Klebeband fixiert.
Nach dem die genaue Position ermittelt und angezeichnet wurde, habe ich mich der Detaillierung der Pufferbohle und der Befestigung der Luftkessel gewidmet.
Während die aus Nylon gespritzten Luftkessel ursprünglich am Drehgestell des Märklin-Modells befestigt waren, schied eine Befestigung am Fleischmann Drehgestell aus mehreren Gründen aus.
1. lässt sich Nylon so gut wie nicht mit anderen Kunststoffen verkleben.
2. wäre keine ausreichende Klebefläche vorhanden gewesen und
3. hätten die Teile auch noch zusätzlich gestiftet werden müssen, um einen besseren Halt zu gewährleisten.
Ich entschied mich deshalb für eine Befestigung unter den Pufferbohlen.
Dies hatte den Vorteil, dass die am Luftkessel angespritzten Schienenräumer, die auch an der Pufferbohle angedeutet sind, übernommen werden konnten.
Die Öffnungen in den Luftkesseln wurden mit Evergreen-Profile, die passend geschliffen wurden verschlossen und die Hohlräume, die genug Hinterschneidungen für die Blechklammer hatten, konnten mit Stabiltit-Express aufgefüllt werden.
Nach dem Aushärten des Klebers wurde die Oberfläche plan geschliffen.
Die angespritzten starren Puffer, die Bremsschläuche und die Kupplungsführung wurden abgeschliffen und durch Weinert-Federpuffer 8600, Bremsschläuche 8291 und Flansche 8643 ersetzt.
Anschließend wurden die Luftkessel mit Stabilit-Express so unter die Pufferbohle geklebt, dass die Schienenräumer mit den Anspritzungen an der Pufferbohle in einer Flucht verlaufen.
Die Federpuffer hatte ich zuvor in meine Drehbank eingespannt und bei geringer Umdrehung mit einem Pinsel lackiert.
Das umgebaute und verfeinert Fleischmann-Fahrwerk nach Fertigstellung.
Es fehlt noch der Decoderbaustein und die Beleuchtung.
Hier noch mal das alte Märklin Fahrwerk zum Vergleich.
Vor dem Aufsetzen des Gehäuses mussten noch die Trennwände im Innenbereich um 1,5 mm gekürzt werden, da sonst die eingebaute Messingplatte die Planlage des Gehäuses verhindert.
Die Kunststofftrennwände lassen sich problemlos nach unten rausziehen, wenn man zuvor die stramm sitzenden Fenstereinsätze rausgehebelt und die von außen eingesetzten Signalhörner abgezogen hat.
Wer genau hinsieht, wird die vom Vorbild abweichenden Zylinder erkennen.
Da mir der Ausbau zu riskant erschien und ich abweichende Bohrungen nicht ausschließen konnte, habe ich drauf verzichtet. Ein Kompromiss mit dem ich gut leben kann.
Die V3201 auf meiner Anlage.
